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Datum: 23.07.2024

Wo (werdende) Retter den Ernstfall üben: Städtische Abrissgebäude werden zu Trainingsstrecke der Feuerwehr

Verrauchte Räume, vermisste Personen, verschlossene Türen: Vor dem Abriss der Berliner Straße 20 bis 22 nutzt die Freiwillige Feuerwehr Elmshorn die Gebäude für Übungen. Unter realitätsnahen Bedingungen trainieren Einsatz- und Nachwuchskräfte: Die Jugendwehr erlebte einen fordernden Einsatz.

Bild vergrößern: Zwei Jugendfeuerwehrleute in Einsatzschutzkleidung richten einen Wasserstrahl auf das Dach eines leerstehendes Einzelhandelsgebäudes. Morten Boysen
Während ihrer Übung an der Berliner Straße 22 probten die Mitglieder der Jugendwehr auch den Löschangriff.

Dichter Rauch dringt aus dem leerstehenden Gebäude Berliner Straße 22, eine Person hat sich bereits auf das Dach gerettet, als Löschfahrzeuge und Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Elmshorn an der Einsatzstelle eintreffen. Doch den Fahrzeugen entsteigen kaum Erwachsene – sondern Jugendliche zwischen 10 und 18 Jahren. Die 33 Nachwuchsretter trainieren in dem Abrissgebäude den Ernstfall.

Leerstehendes Gebäude ermöglicht zahlreiche Szenarien

„Für uns ist es eine tolle Gelegenheit, Gelerntes in die Praxis umzusetzen“, sagt Svenja Schnoor. Die Feuerwehrfrau betreut gemeinsam mit 15 Ausbilderinnen und Ausbildern die Jugendabteilung der Feuerwehr Elmshorn. Das leerstehende Gebäude mit seinen großen Einzelhandelsflächen und einigen Büroräumen, dem großen Flachdach und den Fenstern im Obergeschoss biete viele mögliche Szenarien, die hier durchgespielt werden können. „Das ist für die Jugendlichen eine tolle Abwechslung. Sie können ihr Können unter Beweis stellen, Fehler erkennen und so wichtige Einsatzgrundlagen lernen“, so Schnoor.

Nachwuchsretter üben wie die Großen

Bild vergrößern: Eine Feuerwehrfrau unterstützt zwei Jugendfeuerwehrleute beim Anlegen einer Atemschutzausrüstung. Morten Boysen
Auch der Einsatz unter Atemschutz wird geübt: Ausbilderin Svenja Schnoor hilft den Jugendlichen beim Anlegen der Ausrüstung.


Tatsächlich steht der Übungseinsatz dem Training der Erwachsenen in kaum etwas nach: Die Nachwuchsretter erkunden die Lage, lassen die Fahrzeuge in Position bringen und beginnen den Innenangriff und die Personenrettung aus dem verrauchten Gebäude. Dabei trainieren sie den Umgang mit Strahlrohr und Leitern, das Vorgehen im Brandobjekt und die Ansprache von Verletzten. „Zu sehen, wie die Kids Fortschritte machen und Teil einer Gemeinschaft sind, macht Spaß“, sagt Schnoor. Wenig später ist das Feuer aus, sind alle Gebäudeteile abgesucht, ein Vermisster gefunden und sogar die renitente Person vom Dach gerettet. Der Einsatz: Ein voller Erfolg.

Auch Einsatzkräfte trainieren hier

Auch die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Elmshorn nutzen das Gebäude als Übungsobjekt. Da es im Zuge des Stadtumbaus ohnehin abgerissen wird, sind Beschädigungen in den Innenräumen kein großes Problem. „Damit können unsere Kräfte absolut realitätsnah für den Einsatz trainieren, wie es sonst nur auf speziellen Übungsstrecken möglich ist“, hebt Wehrführerin Britta Stender hervor, „so ein Abrissgebäude ist für unsere Kameradinnen und Kameraden ein echter Gewinn.“

Stadt unterstützt die Rettungskräfte

„Unsere Freiwillige Feuerwehr ist eine schlagkräftige, hochprofessionelle Truppe“, lobt Baustadtrat Lars Bredemeier, „eine gute Ausbildung trägt zum Können der ehrenamtlich tätigen Frauen und Männer bei. Dieses Engagement mit der Bereitstellung von Übungsräumen zu unterstützen ist mir ein großes Anliegen“, so der Baustadtrat. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Stadt Elmshorn daher das Gebäude Berliner Straße 20 für Übungen des THW und der Freiwilligen Feuerwehr zur Verfügung gestellt. Mit dem Umzug der an der Berliner Straße 22 ansässigen Firmen konnte nun auch die Hausnummer 22 freigegeben werden.